Schematherapie: It‘s all about balance

Wir alle wachsen auf mit dem Bedürfnis nach Sicherheit, Geborgenheit und dem tiefen Wunsch, geliebt zu werden, so wie wir sind. Und wir brauchen Grenzen in einer angemessenen und vernünftigen Form.

Leider ist das für viele von uns nicht der Fall – wir bekommen das, wonach wir uns sehnen nicht oder nur in eingeschränkter Form.

 

Nicht weil unsere Eltern oder Bezugspersonen „böse“ sind, oder uns nicht wollen, sondern oft vielmehr, weil auch ihre tiefen Sehnsüchte danach nicht erfüllt wurden. Und sie können/konnten uns nur schwer geben, was sie selbst nicht bekommen haben.

 

 Hier setzt die Schematherapie an.

 

Die Schematherapie kommt aus der Verhaltenstherapie. Sie ist keine neue Therapieform, sondern verbindet Elemente diverser Therapieformen (Verhaltenstherapie, Gestalttherapie, Hypotherapie, Bindungstheorie, Tiefenpsychologie, ...) auf eine systematische und innovative Weise.

 Anfangs wurde die Schematherapie von J. Young zur Behandlung schwerer Persönlichkeitsstörungen entwickelt. Heute behandelt man damit erfolgreich unterschiedliche psychische Probleme.

 

Schemas sind Muster, die wir in der frühen Kindheit erworben und die sich im Lauf unseres Lebens verfestigt haben. Wenn wir zB. seit unserer frühen Kindheit wiederholt erleben müssen, dass uns wichtige Bezugspersonen verlassen, reagieren wir mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr sensibel auf ähnliche Situationen. Es handelt sich möglicherweise das Schema „Verlassenheit“.

Schemas sind uns nicht bewusst, wir wachsen damit auf, sie scheinen uns selbstverständlich. Sie prägen unser Denken und Fühlen und motivieren zu bestimmtem Verhalten.

 

In der Schematherapie wird gemeinsam versucht,

1.    zu verstehen, welche Grundbedürfnisse (Sicherheit, Geborgenheit, Zuwendung, Autonomie, ..) in der Kindheit nicht erfüllt wurden und welche Schemas sich daraus entwickelt haben;

2.    zu verstehen, in welchen Situationen diese Schemas auftreten und welche kurz- und langfristigen Folgen sie haben;

3.    diese Schemas behutsam zu verändern, damit unsere langfristigen Bedürfnisse besser erfüllt werden.

 

Um Schemas zu verändern, ist es notwendig, sogenannte Modi-Anteile anschauen. Modi („Anteile") beschreiben, wie wir in konkreten Situationen, wenn unsere Schemas getriggert werden, reagieren.

In der konkreten Therapie wird eher mit den Modi gearbeitet.

 

Methoden in der Schematherapie

Zentrales Element einer erfolgreichen Schematherapie ist eine gute Therapiebeziehung. Die therapeutische Haltung ist von Wärme, Empathie und wohlwollender Begrenzung geprägt. Im Unterschied zur klassischen Verhaltenstherapie ist der Therapeut in der Schematherapie vielleicht „näher“ beim Patienten.

Konkrete Methoden der Schematherapie sind:

o    emotionsfokussierte Methoden: z.B. bei Imaginationsübungen (Vorstellungübungen)

o    kognitive Methoden: z.B. Vorteile/Nachteile eines bestimmten Modis anschauen, Stuhlarbeit: diverse Modi (Anteile) nur aus ihrer Perspektive sprechen lassen

o    verhaltenstherapeutische Elemente: z.B. Rollenspiele, Entspannungsübungen, Hausaufgaben, um die Veränderung aus der Therapie ins „echte“ Leben zu übertragen

Die schematherapeutische Therapiebeziehung ist ebenfalls ein wichtiger Baustein. Sie besteht aus einer warmherzigen und unterstützenden Beziehung, in der der Therapeut für den Hilfesuchenden als echter (nicht perfekter) Mensch und Gegenüber auftritt.

Schemamodi

 

Ein Anteil oder Modus ist eine Stimmung oder ein gedanklich-emotionaler Zustand, den wir im Moment stark wahrnehmen und der unser Denken, Fühlen und Verhalten prägt.

Sind wir zB. sehr traurig, sind wir in einem sogen. Kindmodus. Wir fühlen uns schutzlos und verletzlich und wünschen uns Trost und Geborgenheit. Wenn es möglich ist, ziehen wir uns zurück oder suchen Unterstützung/Trost bei anderen.

In einer anderen Situation können wir uns stark und zentriert fühlen. Wir sind gelassen und zuversichtlich. Die Dinge sind gut, wie sie sind. Wir kennen unsere Ziele und können danach handeln. Dann sind wir im gesunden Erwachsenen-Modus.

 

Ein Schemamodus ist eine Seite eines Menschen, welche in einem konkreten Augenblick aktiv ist. Dieser Modus kann positiv/gesund (zB. der Modus des "glücklichen Kindes") oder negativ/dysfunktional (zB. der Modus des "strafenden Teils") erlebt werden.

 

Modi können sehr rasch wechseln und werden häufig in bestimmten Situationen aktiviert. Bei jedem Menschen zeigt sich ein Modus auf individuelle Art und Weise und wird daher in der Therapie explizit erfragt und spezifisch benannt.


Therapeutisches Vorgehen im Modusmodell

Ziel der Modusarbeit ist es, mit Hilfe der schematherapeutischen Techniken

·  die individuellen Bedürfnisse der Kindmodi zu erkennen, wert zu schätzen und zu erfüllen, innere Kindanteile

    zu trösten und gut zu versorgen

·   die spezifischen schädigenden strafenden oder fordernden Modi einzuschränken oder zu entmachten

·   die jeweiligen Bewältigungsmodi auf ihre Sinnhaftigkeit und ihren Nutzen zu überprüfen und wenn notwendig,

    schrittweise zu reduzieren

·   und dem gesunden Erwachsenen zu helfen, in funktionaler/gesunder Weise für das Kind da zu sein.